Leseprobe aus „Holpersteine“
Auszug bis „Der Ernst des Lebens beginnt“. Sprachlich gestrafft, im Stil der Website-Fassung.
Danksagung
Ohne die vielen Menschen, die mich begleitet haben, wäre es nicht möglich, heute – im April 2023 – hier zu sitzen und dieses Buch zu beginnen.
Danke an alle, die mir bewusst oder unbewusst die Knöpfe gedrückt haben. Ihr wart meine Übungsmatte. Meine Lehrmeister.
Wenn euch meine Worte triggern – es ist nicht meine Absicht, Schuld zu verteilen. Doch ihr wisst: Ihr erzählt euch gerade eure eigene Geschichte.
Besonderer Dank gilt meiner Mutter. Sie hat mich in meinen dunkelsten Zeiten nicht fallen lassen. Trotz Widerständen von außen hat sie an mich geglaubt.
Danke auch meinen Lehrern, die immer dann auftauchten, wenn es nötig war – besonders Christoph Roethel, der mir während einer Therapie eine neue Sicht- und Seinsweise vor die Füße legte.
Und natürlich meiner Gefährtin, seit zwölf Jahren an meiner Seite. Wir wachsen, wir reiben uns, wir tanzen unser Leben.
Ich verneige mich tief vor EUCH. Namaste
Vorwort
Wenn dieses Buch nur einen Menschen erreicht – vielleicht dich – und er oder sie danach einmal öfter aufsteht, dann hat sich das Schreiben gelohnt.
Wir alle haben unsere Holpersteine. Manche winzig. Manche riesig.
Dies hier ist meine Geschichte. So, wie ich sie erlebt habe.
⚠️ Triggerwarnung
Manche Stellen sind hart. Ich schreibe sie so, wie sie waren. Ohne Beschönigung. Ohne Abmilderung.
Heute ist der 25. April 2023. Kalter Frühling in Hamburg. Ich sitze an meinem Schreibtisch. Seit vier Monaten in meiner Herzensausbildung zum Life Trust- und EASC-Coach. Kopf runter, Füße auf den Boden. Alles wird neu sortiert.
Wenn nicht jetzt – wann dann?
Ich tue es für mich. Und vielleicht erkennst du dich in meiner Geschichte wieder. Dann ist es ein kleines Wunder.
Mach dich auf (etwas gefasst) – und die Wunder geschehen.
Prolog
Wo bin ich? Schweißgebadet. Puls über 100. Blutdruck im roten Bereich.
Ein paar Stunden Schlaf? Vielleicht.
Der Würgereiz kommt zurück. Kopf über die Bettkante. Der Eimer steht da, wo er immer steht. Galle. Schleim. Allzweckreiniger drüber – damit es nicht ganz so stinkt.
Mein Magen ist leer. Trotzdem will er alles rauspressen. Ich zittere. Dann sacke ich zurück in mein „Bett“. Was mal mein Kuschelbett war, ist nur noch ein Trümmerhaufen. Lattenrost gebrochen. Matratze vollgepisst.
Seit drei Tagen kein Geld. Kein Stoff. Wieder kalter Entzug. Zum wievielten Mal? 50? 100?
Heute ist der 31. Zum Glück. Sozialhilfe müsste drauf sein.
Wer bin ich?
Ove.
Lange Zeit konnte ich mit meinem Namen nichts anfangen. Der Standesbeamte bestand auf einem zweiten Vornamen. „Michael“. Klang besser.
Aber bin ich mein Name? Mein Lateinlehrer nannte mich „Salve Ovum“ (Ei) oder „Salve Ovis“ (Schaf). Heute kann ich meinen Namen akzeptieren. Aber bin ich mein Name?
Der Reihe nach. Ich bin alkoholkrank.
Und: Sucht heißt Suche. Also fange ich von vorne an.
Kindheit – überbehütet und sensibel
Geboren in Hamburg, 1962. Erstes Kind, drei Jahre später eine Schwester. Familie intakt.
Die ersten Jahre: Dachwohnung, siebter Stock. Kein Fahrstuhl. Kohlen aus dem Keller.
Mit zwei Jahren: Magen-Darm-Infekt. Fast gestorben. Glaubenssatz entsteht: Das Kind schwächelt – es muss besonders behütet werden.
Diese Sätze prägen ein Leben.
Innere Unruhe – Ticks, Kopfkino, Wut
Schon früh Schlafprobleme. Kopfkino bis tief in die Nacht. Andere schliefen sofort. Ich lag wach. Stunden. Später: Alkohol als Einschlafhilfe.
Körperliche Ticks. Zucken. Schulter hochziehen. Nervte mich selbst. Noch schlimmer: Das Gefühl, „falsch“ zu sein.
Meine Wut richtete sich nach innen. Vieles zerstört, was ich gerade aufgebaut hatte. Heute weiß ich: Es war Hilflosigkeit, Bedürfnisse auszudrücken.
Musik – Rettung und Druck zugleich
Musik war immer da. Erst gehasst. Später Rettung.
Eltern musikalisch. Gesang, Klavier, Hausmusik. Für mich: Geborgenheit – und Druck.
Erster Klavierunterricht: Horror. Lehrer alter Schule. Hammerharter Takt. Angst hin, Schwanz eingezogen zurück. Nie gut genug.
Und trotzdem: Musik wurde mein Fahrzeug. Nicht Berufung. Aber ein Weg, früh schon meine eigentliche Passion zu leben: lehren, vermitteln, berühren.
Wessen Geschichte erzähle ich?
Während ich dies schreibe, merke ich: Vieles erzähle ich aus zweiter Hand. Geschichten, die sich andere über mich und über sich selbst erzählt haben.
Sind das meine Erinnerungen – oder ihre? Unsere Geschichten sind gefiltert. Verzerrt. Ergänzt. Negative Bilder speichern wir sechsmal stärker als positive.
Was also ist „wahr“? Diese Fragen begleiten mich bis heute.
Der Ernst des Lebens beginnt
(Hier endet die Leseprobe. Der weitere Text findet sich im Buch.)